Familienalltag

Weltuntergangsdrama bei Edeka

Ich muss sagen, dass ich (mittlerweile) sehr gerne mit meinem zweieinhalbjährigen Sohn einkaufen gehe. Mir macht es Spaß und ihm auch. Früher war das noch ganz anders. Da hatte das Einkaufen im Supermarkt stets Ähnlichkeiten mit einer Treibjagd. Der Junior rannte los und Mama hinterher. Er rennt nun einmal für sein Leben gern. Ihm macht es einfach Spaß, mir allerdings weniger. Dabei war es dem Junior egal, ob es sich um eine befahrene Straße, eine große Menschenmenge oder freies Feld handelte. Er rannte los, ohne Rücksicht auf Verluste. Zum Glück haben wir diese Phase hinter uns gelassen. Mittlerweile geht der Kleine schön an der Hand und fordert diese sogar regelrecht. Soweit so gut!

Womit wir wieder beim Thema Einkaufen wären. Inzwischen geht das Einkaufen ohne Gerenne, denn der Junior hat den Kindereinkaufswagen bei EDEKA für sich entdeckt. Diese Miniatureinkaufswägen für Kinder und mit einer großen Fahne an der Seite sind für ihn das Größte auf Erden – und für mich auch. Denn er ist beschäftigt mit Schieben und darf die Lebensmittel in den Wagen legen. Mit einem Lächeln im Gesicht sehe ich ihm dann auch noch dabei zu, wie er an der Kasse versucht, ALLEINE die Lebensmittel auf das Kassenband legen, was bei einer Körpergröße von gerade einmal 90 Zentimetern nicht allzu einfach ist. Aber wehe man hilft …

Wie eingehend bereits gesagt, gehe ich sehr  gerne mit einem Sohn einkaufen. Jedenfalls war das bis letzte Woche Donnerstag so. Denn dieser 20. August 2015 wird in die Geschichtsbücher eingehen als Tag des großen Dramas.

Was war passiert. Der Junior und ich waren wie so häufig beim EDEKA-Markt um die Ecke einkaufen. Wir brauchten nur ein paar Dinge fürs Abendessen. Nichts Großes! Der Miniatureinkaufswagen kam unter großer Freude zum Einsatz und alles war bestens, der Junior war guter Laune. Bis es zur Kasse ging. „So, dann stell dich mal hinter den Mann an die Schlange. Du kannst auch schon die Sachen aufs Band legen!“ sagte ich freundlich zum Sohnemann. Und ab dieser Sekunde war nur noch Drama. „Ahhhhh! Neiiiiin!“ Ich verstand nur noch bruchstückhaft „Einkaufen, da lang!“ und dann nur noch Geheule. Auch alles gute Zureden half nichts mehr. „Du darfst auch die Sachen aufs Band legen. Das macht doch Spaß!“ Aber das Geschrei hörte nicht auf. Die ersten Menschen guckten bereits als mein Sohn sich auf den Boden schmiss und schrie. Ich stand wie bestellt und nicht abgeholt daneben und versuchte ihn zu beruhigen und hochzunehmen.

Aber vergebens. Irgendwie schafften wir es an die Kasse. Dort bezahlte ich schweißnass und mit hochrotem Kopf die Einkäufe, während der Junior auf meinem Arm strampelte, dabei wild um sich schlug und schrie wie am Spieß. Der kleine Kerl hatte einen krebsroten Kopf und die Tränen liefen in Bächen über sein Gesicht. Die Kassiererin sah mich nur mitleidig an und sagte: „Da hilft jetzt gar nichts mehr!“ Sie wusste anscheinend, wovon sie sprach. Kein Zureden half. Mit Mühe bugsierte ich das schreiende Bündel samt Minieinkaufswagen hinaus zu unserem Auto. Sobald ich ihn absetzte, lag er strampelnd auf dem Parkplatz. Alle Leute, die vorbei kamen, gafften uns an, manche kopfschüttelnd, manche mitleidig, manche belustigt. Ich war in dieser Situation völlig überfordert und meine Nerven waren aufs übelste strapaziert. Ich nahm mich noch einmal zusammen und sprach dem brüllenden Etwas gut zu. „Lass uns doch zusammen noch den Einkaufswagen zurückbringen. Du darfst schieben!“ Aber nichts. „Neiiiiin! Einkauuuuufen!“

So ging das auf dem Parkplatz noch eine ganze Weile lang bis mir schließlich der Kragen platzte. Ich bin an sich eine nette, umgängliche Person und liebende Mutter mit einer Engelsgeduld. Aber jetzt war Feierabend. Also brüllte ich los und ließ meinen ganzen Frust am Junior aus, während ich das immer noch schreiende und um sich tretende Kind in den Kindersitz quetschte. Dann schlug ich die Autotür zu und brachte den Einkaufswagen zurück. Meine Laune war im Keller und ich war so dermaßen wütend, dass ich zitterte. Als ich zum Auto zurück kam und einstieg, war das Gebrülle noch nicht verebbt. Im Gegenteil. „Einkauuuuuuuuuuufen!“ Ich versuchte mich selbst zu beruhigen und redete dann ruhig  auf den Junior ein. „Wir gehen ein anders Mal wieder einkaufen. Versprochen! Aber so geht das einfach nicht.“ Dabei liefen mir nun in Strömen die Tränen übers Gesicht. Ich ärgerte mich so dermaßen und gleichzeitig tat mir dieses kleine, verheulte Wesen auf dem Rücksitz einfach nur unendlich leid.

Als wir mit dem Auto vor dem Haus ankamen und ausstiegen, waren wir beide ziemlich verheult und völlig erschöpft. Es dauerte noch ein wenig, aber dann kam Junior auf mich zu und ich breitete die Arme aus. Ich entschuldigte mich dafür, ihn angeschrien zu haben und alles war wieder gut. Als Papa abends nach Hause kam, waren wir gerade beim Kochen. Da sagte der kleine Mann: „Ich hab geweint!“ Damit war alles gesagt.

Liebe Grüße
Anke

P.S.: Ich kann mir nicht vorstellen, in den nächsten drei fünf Jahren, besagten EDEKA-Markt noch einmal zu betreten. Tut mir leid, für die damit zusammenhängenden Umsatzeinbußen.

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1 Kommentar

  • Antworten
    Bammy
    16. Juni 2016 at 8:24

    Ohjey,

    da mein man ja echt nicht was man tun soll, wenn es doch sonst immer so gut klappte!

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