Gedanken Interview

Zwei Mamas plaudern #1 … über das Thema Auszeit

Wenn man sich mit anderen Müttern unterhält oder durch Foren und Blogs surft, dann fällt vor allem eines auf. Nämlich, dass jede Familie unterschiedlich ist. Was in einer anderen Familie wunderbar funktioniert, muss noch lange zu unserer Familie passen. Und umgekehrt. Jede Familie und natürlich jede Mutter findet ihren eigenen Weg. Dazu gehören Unterschiede in der Erziehung, des Tagesablaufs, der Kinderbetreuung, in der generellen Einstellung zum Leben. Aus diesem Grund habe ich mir überlegt, dass es es vielleicht auch interessant wäre, auf meinem Blog auch andere Mütter zu Wort kommen zu lassen. Meine Sicht der Dinge kennt ihr ja schon, aber wie denkt zum Beispiel die Freudin, Schwägerin ode Nachbarin?

Und deshalb wird es in regelmäßigen Abständen, eine kleine Plauderei über ein Bestimmtes Thema geben mit Müttern aus meinem Bekannten- und Freundeskreis. Den Anfang macht heute meine Schwägerin (in Spe), mit der ich über das Thema „Mama-Auszeit“ gesprochen habe. Viel Spaß beim Lesen …

Anke:
Schön, dass du mit mir ein wenig über das Mamasein plaudern möchtest. Da mich ja die Leser schon kennen, könntest du dich doch mal kurz vorstellen.

Marion:
Klar, gern.
Ich bin die Marion, 32 Jahre alt und studiere sei Oktober wieder (nach einer 7-jährigen Elternzeit) Berufspädagogik Technik in den Fächern Elektrotechnik und Physik im 3. Semester. Meine Kinder Nico (6 Jahre) und Sarah-Marie (3 Jahre) gehen beide in den Kindergarten. Wir leben als vierköpfige Familie in sehr zentraler Lage zu Erlangens Innenstadt in einer Mietwohnung. Ich bin vom ganzen Herzen (und damit auch hauptberuflich) Mama. Nebenbei arbeite ich als Servicekraft in einer Gaststätte und studiere, damit ich irgendwann Berufsschullehrerin sein kann. Damit ich diese Herausforderungen an den Alltag auch gut überstehen kann, ist es für mich wichtig auch noch Zeit für mich zu haben …

Anke:
Ja, ich weiß, dass du immer viel um die Ohren hast. Aber wenn ich das jetzt hier noch mal so aufgelistet höre, dann klingt das nach einem vollen Tagesplan. Bleibt denn neben den Kindern, Arbeit, Studium, Haushalt und Co überhaupt noch Platz für eine Auszeit?

Marion:
Meistens schon. Vor ca. 18 Monaten habe ich damit begonnen nahezu jeden Tag ins Fitness Studio zu gehen. Und zwar ganz bewusst um eine Auszeit für mich zu haben. Diese Zeit habe ich aber nicht abends wenn die Kinder schlafen gehabt, sondern nachmittags oder am frühen Abend. Mein Mann oder benachbarte Freunde haben meine Kids betreut. Sicherlich geht dann ein Stück Mama-Spielzeit verloren, aber ich war sehr viel entspannter und zufriedener. Das wirkt sich positiv auf die Stimmung in der Familie aus. Schließlich bin ich diejenige, die immer funktionieren muss. Außerdem hat bei uns der Haushalt nicht mehr oberste Priorität. Das war früher ganz anders. Ich habe es immer für besonders wichtig empfunden, dass alles super ordentlich ist.

Anke:
Der Haushalt hatte bei mir noch nie oberste Priorität. Auch nicht ohne Kind. Mir ist da meine Freizeit einfach zu schade und irgendwie fehlt mir auch das Saubermach-Gen. Bei uns ist es immer aufgeräumt, aber keineswegs reinlich.

Marion:
Du bist ja auch sehr eingebunden mit Beruf, Haushalt, Bloggen und Kind. Schaufelst du dir auch gewisse Zeiten frei?

Anke:
Unbedingt. Ich geh auch mal mit einer Freundin abends ins Kino oder am Wochenende ins Restaurant oder in die Cocktailbar. Wobei das natürlich schon wesentlich seltener geworden ist im Gegensatz zu früher ohne Kind. Außerdem habe ich auch durch meine Schichtarbeit mal tagsüber für mich Zeit, wenn der Junior im Kindergarten ist. Da entspanne ich auch mal und tanke Kraft – und schreibe viel für den Blog. Und auch mit Papa versuche ich regelmäßig etwas alleine ohne unseren Sohn zu unternehmen. Das ist auch wichtig. Schließlich ist man ja noch ein Paar und nicht ausschließlich Eltern. Natürlich braucht man dann immer einen Babysitter. Da heißt: Planung und Vorbereitung ist alles. Aber das kennst du ja selber …

Marion:
Wenn ich ehrlich bin, wundere ich mich selbst über die Energie nach solch einer Partynacht. Ich bin dann aber meist total ausgeglichen. Vielleicht tanze ich mir den Stress von der Seele. Zugegeben hilft auch hin und wieder eine ibu gegen Kopfweh … Aber mir gibt das Nachtleben viel Kraft für die nächsten Tage.
Ich denke, dass sich jede Mutter aber auch jeder Vater eine Auszeit verdient hat und diese sollte man auch bewusst in den Alltag einbauen. Jeder Mensch hat das Recht auf ein eigenständiges „Ich“. Ob das nun Party, Fitness, Wellness, Nähen, Basteln, Essen oder Spazieren gehen ist, ist im Endeffekt völlig egal. Man (Frau) muss sich dabei wohl fühlen und dabei Kraft tanken können ohne an „daheim“ denken zu müssen.

Anke:
Das hast du treffend formuliert. Mit dem Partymachen hab ich es aber trotzdem gar nicht mehr so. Mit einer Freundin, die auch Mutter ist, habe ich versucht, dass wir jeden Monat wenigstens einmal gemeinsam abends weggehen. Am Anfang hat das auch sehr gut geklappt, doch jetzt im Winter ist der Vorsatz irgendwie wieder eingeschlafen, weil immer irgendwer krank war. Das muss unbedingt reanimiert werden. Und trotzdem finde ich es an diesen Weggehabenden oft schwer, von zu Hause loszugehen. Dann kommt der innere Schweinehund wieder durch. Aber dann in der Kneipe ist es jedes Mal witzig, obwohl wir früher oder später doch immer beim Thema Mamasein und Familie landen. Boohh, ich glaub, ich werde alt …

Marion:
Alt werden wir alle.
Das ist nicht unbedingt negativ. Wenn ich unterwegs bin, bleibt mir zumindest die Gewissheit, dass ich bereits einen, Mann, Kinder und ein zu Hause habe. Darum muss sich jüngere Generation noch kümmern.

Anke:
Als ich so Ende 20 war, habe ich mir gedacht: Wie du jetzt lebst, das kann doch nicht alles gewesen sein. Ich konnte zwar kinderlos alles machen, aber so richtig erfüllt hat mich das Leben auch nicht. Da fehlte noch das i-Tüpfelchen. Und jetzt mit Kind ist das Leben so ganz anders geworden und es hat einen Sinn. Dafür nehme ich gerne in Kauf, abends müde zu sein, immer ein schlechtes Gewissen zu haben und angebunden zu sein. Ausgetobt habe ich mich ja schon vorher.

Marion:
Schönes Schlusswort. Über welches Thema plaudern wir nächstes Mal?

Anke:
Da fällt uns schon was ein.

Liebe Grüße
Anke

 

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3 Kommentare

  • Antworten
    Astrid
    2. Februar 2016 at 11:40

    Eine schöne Plauderei. 🙂 Wobei ich persönlich jetzt zu Karneval schon das ungestörte Partymachen vermisse. Den Tag früh um 11 mit einem Kölsch und Mettbrötchen zu beginnen geht mit zwei Kindern irgendwie schlecht. Dafür sehe ich jetzt strahlende Gesichter beim Verkleiden und fange fleißig mit Kamelle.

  • Antworten
    Jennifer Schrems
    6. Februar 2016 at 6:54

    Schön, dass es noch mehr Blogger aus Franken gibt! 🙂 Vielleicht sehen wir uns ja auf der denkst…Herzliche Grüße, Jennifer

    • Antworten
      Anke
      8. Februar 2016 at 9:29

      Ja, wir sehen uns bestimmt auf der denkst. Ist ja nicht mehr lang.
      LG Anke

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