Gedanken

Kommt das Sozialleben meines Kindes zu kurz, weil ich arbeite?

Vor einiger Zeit bin ich über einen schon ältern Blogartikel von Kinder haben … und glücklich leben gestolpert. Er trug den treffenden Titel „Die Einsamkeit der berufstätigen Mutter“ und spricht mir förmlich aus der Seele. Ich kann mich mit dem Problem, welches Sophie darin schildert, voll und ganz wiederfinden. Für uns berufstätige Mütter ist es nicht leicht, Termine mit anderen Müttern zu finden, denn wir sind zeitlich doch sehr beschränkt. Da ich dieses Problem aus eigener Erfahrung sehr gut kenne, habe ich mir gedacht, ich berichte euch heute einmal, wie das so bei uns läuft mit mir als berufstätige Mama in Vollzeit.

Erst neulich ist es mir wieder aufgefallen. Mit der früheren Erzieherin unseres Sohnes aus Krippentagen, mit der wir noch immer regelmäßig Kontakt haben, wollte ich ein Treffen vereinbaren. Sie wollte uns mal wieder besuchen kommen, denn unser letztes Treffen liegt doch schon wieder einige Monate zurück und Junior hat auch schon nach ihr gefragt. Und damit fing das eigentliche Problem schon an.

Denn Papa und ich arbeiten beide Vollzeit.

Das bedeutet, Verabredungen können wir unter der Woche nur in den Abendstunden ausmachen oder eben an den Wochenenden. Jedoch da auch nur beschränkt, eben je nachdem, wie mein Schichtplan die Woche über aussieht, ich Früh- oder Spätschicht habe oder sonntags arbeiten muss. Wenn wir unter der Woche frühestens ab 17 Uhr, manchmal auch erst ab 18 Uhr zu Hause sind, dann wollen wir – um ehrlich zu sein –  auch überhaupt keine Termine mehr wahrnehmen, weil Papa und ich da vom Tag ziemlich geschafft sind und der Junior ebenfalls. Da machen wir es uns nur noch gemütlich, spielen eine Runde, kochen das Abendessen und freuen uns auf das Bett. An meinem freien Tag, der Woche für Woche wechselt, sieht das anders aus. Da hole ich Junior schon sehr früh wieder vom Kindergarten ab und wir haben den ganzen Nachmittag Zeit für uns oder Unternehmungen. Doch, wenn ich an solchen Tagen Zeit habe, heißt das noch lange nicht, dass auch die Mütter von Juniors Freunden für uns Zeit haben. Es ist also schwierig.

Manchmal tut es mir richtig leid und das schlechte Gewissen meldet sich.

Was das Thema Zeit im Allgemeinen für unser soziales Leben angeht, bewundere ich Mütter, die zu Hause sind oder in Teilzeit arbeiten ungemein. Die sind mir gegenüber klar im Vorteil. Wir haben es beispielsweise wirklich schwer, Schwimmkurse, Mutter-Kind-Turnen oder überhaupt wöchentliche Aktivitäten wahrzunehmen. Oder mit anderen Worten: Wir können solche Angebot schlicht und einfach nicht wahrnehmen. Ich wäre mit Junior wirklich gern zum Mutter-Kind-Turnen gegangen und es gibt auch passende Angebote in unserer direkten Umgebung. Jedoch immer (für uns) zu unmöglichen Uhrzeiten. Meistens beginnend nachmittags um 15 oder 16 Uhr. Da bin ich jedoch noch unterwegs und Papa auch.

Samstagskurse wären ideal für uns, doch die werden schlichtweg nicht angeboten. Schade für uns. Ich finde es wirklich traurig, dass wir Junior aufgrund unserer Arbeitszeiten eigentlich überhaupt keine Nachmittagsaktivitäten anbieten können. Was das angeht, überkommt mich schon ein schlechtes Gewissen. Ich würde Junior gerne in einer Sportgruppe oder Schwimmkurs anmelden, weil er voller Energie steckt und einen riesigen Bewegungsdrang hat. Aber wie wir das in der Praxis bewerkstelligen könnten, wüsste ich momentan nicht.

Jobwechsel kommt nicht in Frage

Nennt mich egoistisch. Trotz der ganzen Nachteile und Einschränkungen, die wir durch meine (und Papas) berufliche Tätigkeit haben, ziehe ich einen Job- oder Abteilungswechsel für mich nicht in Betracht. Dafür verdiene ich einfach zu gut und es wäre absolut falsch in meinen Augen. Denn egal was andere sagen, irgendwo muss schließlich auch das Geld zum Leben herkommen und Papas Gehalt allein reicht für uns nicht zum leben. Das ist die Realität. Wir haben auch schon drüber philosophiert, ob Papa nicht einen Halbtagsjob in Erwägung ziehen sollte. Prinzipiell hätte Papa da nix dagegen, jedoch wäre das in seiner jetzigen Position und Firma nicht machbar. Schade eigentlich. Das würde viele Probleme lösen … Aber wir überlegen weiter, ob wir langfristig etwas ändern wollen oder müssen. So einfach ist das eben alles nicht. Und ihr seht, es gibt noch jede Menge Redebedarf zu diesem Thema.

Liebe Grüße
Anke

 

Das könnte dir auch gefallen

4 Kommentare

  • Antworten
    Dominika From Munich with Love
    22. August 2016 at 22:11

    Interessant! Ich arbeite momentan bis 14.00 Ihr und habe noch genügend Zeit, mit anderen Müttern/Familien etwas zu unternehmen. Meistens sind das aber Mamas vom Kindergarten, weil das am besten klappt.

    Ich wünsche Dir, dass alles so läuft, wie Du Dir es vorstellst! 🙂
    LG, Dominika

  • Antworten
    Sahra Warrelmann
    23. August 2016 at 3:21

    Hallo Anke,
    ich kann dich sehr gut verstehen. Ich glaube so geht es vielen Eltern. Auf der einen Seite gibt es die persönliche Entwicklung der Eltern, die sich beruflich auch irgendwo verwirklichen wollen bzw. einen Ausgleich brauchen. Dann der finanzielle Aspekt, denn heutzutage ist es kaum möglich mit einem Gehalt eine Familie zu ernähren. Wäre das nicht genug, bleibt da noch das Kind bzw. die Kinder, die auch ihre Zeit und Aufmerksamkeit brauchen. Nicht zu vergessen, die Partnerschaft, Hobby und soziale Kontakte.

    Das Problem an der Sache ist, versucht man sich auf einen Teil zu konzentrieren gibt es Defizite wo anders. Die Zeit fehlt um sich jedem Teil im Leben zu widmen. Das ist schade, wo wir doch in einer Zeit leben, in welcher wir durch Technologie imens an Zeit sparen. War nicht das, das Ziel der Menschheit, sich das Leben einfach zu gestalten?

    Wie du siehst komme ich bei diesem Thema zu einer Grundsatzfrage, die wie folgt lautet:
    Wenn, wir nicht genung Zeit für das nehmen können was wichtig ist, weil wir sie für Dinge opfern müssen die unwichtig sind, sollten wir uns dann nicht überlegen eine neue Sutruktur zu schaffen, damit wir uns auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren können?
    Oder sollten sich Eltern weiterhin die Kopf zerbrechen, wie sie sich in 5 Teilen können um den Stress des Alltags bewältigen zu können?

    Liebe Grüße Sahra

  • Antworten
    hellothanh
    23. August 2016 at 12:00

    Momentan bin ich noch schwanger und überlege schon, wie lange in Karenz gehen soll. Ich bin grad etwas überfordert, weil es verschiedene Modelle zum Kinderbetreuungsgeld geht. Es ist echt hart, dass man sich shcon so viele Gedanken vor der Geburt machen muss. Ich werde eine Beratung in Anspruch nehmen, damit ich weiß welche Optionen es für den Berufswiedereinstieg gibt.

  • Antworten
    Muttis Nähkästchen
    23. August 2016 at 14:39

    Mütter und das schlechte Gewissen … Es geht uns doch allen gleich.
    Und zu allem Überfluss prallen bei diesem Thema Weltanschauungen aufeinander – die Grabenkämpfe seien eröffnet!
    Aber es gibt Entwarnung: Einer Studie zufolge sind arbeitende Mütter psychisch gesünder:
    Siehe auch: http://muttis-blog.net/neue-studie-berufstatige-mutter-schaden-kindern-nicht/

  • Hinterlasse einen Kommentar