Wenn es darum geht, kleine Kinder ins Bett zu bekommen und zum Einschlafen zu bewegen, kann jede Mutter wohl ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen. Jedenfalls habe ich mir schon diverse, endlose Horrorgeschichten diesbezüglich anhören dürfen. Ich gehörte bislang nicht zu diesen Müttern. Bei uns gab es nix zu erzählen. Und das war mir – ehrlich gesagt – schon regelrecht peinlich. Denn unser Sohn hat uns mit dem Einschlafen, Durchschlafen, Ausschlafen oder dem Schlafengehen nie Probleme bereitet.
Natürlich mussten auch wir erst einmal einen Schlaf-Rhythmus finden als der kleine Wurm noch ein Baby war und die ersten Monate waren Kräfte raubend. Ein wirkliches Problem gab es allerdings nie. Der Junior wurde von uns schon bald nach der Geburt in sein eigenes Zimmer ausquartiert. So konnten wir besser schlafen und er (scheinbar) auch. Außerdem haben wir uns von Anfang an angewöhnt, sein Kinderzimmer vor dem Zubettgehen vollkommen zu verdunkeln und nachts, wenn er Hunger hatte oder weinte, niemals Licht zu machen und auch nicht mit ihm zu sprechen. Wir hielten ihn im Arm oder summten ein Lied, aber wir schafften keine äußeren Reize. Das war unsere Wunderwaffe und funktionierte super!
Seit über einem Jahr sieht unser allabendlicher Ablauf so aus: Gegen halb acht wird noch einmal frisch gewickelt und der Schlafanzug angezogen. Danach darf er noch ein wenig spielen, bis es dann gegen acht Uhr Zeit ist zum Schlafen gehen. Das verläuft (meist) ohne Probleme. Es gibt noch Gute-Nacht-Bussis, wir erzählten ihm, was wir am nächsten so vorhaben und legen ihn ins Bett. Dann wird die Spieluhr angemacht, und „Gute Nacht“ gesagt. Anschließend verlassen Papa und/oder ich das Zimmer, schließen die Tür und haben (endlich) Feierabend. Das war’s.
Und wenn der Junior erst mal schläft, denn (meist) auch bis zum nächsten Morgen – 11 bis 12 Stunden nonstop. Über Schlafmangel kann ich mich also nicht beklagen. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was das ist.
Nun ist der Junior 32 Monate alt und ein großer Entdecker. Er ist den ganzen Tag über beschäftigt (und somit auch wir als Eltern). Dabei hat er eine riesige Portion an Energie, die ich nur bewundern kann, und ist dabei immer gut gelaunt. Immer ein Strahlemann. Mittags machte er dann seinen verdienten und benötigten Mittagsschlaf. Den brauchte er einfach. Er war recht unausgeglichen und reizbar, wenn er mittags aus welchen Gründen auch immer, einmal nicht geschlafen hatte. Doch mittlerweile ist es schwer geworden, ihn tagsüber noch zum Schlafen zu bewegen. Seit einer Woche versuchen wir es erst gar nicht mehr und der Mittagsschlaf fällt daher aus. Auch in der Krippe klappt es nur noch bedingt mit dem Schlafen, wurde uns gesagt.
Doch dafür tun sich andere Abgründe auf. Denn was bisher am Abend so problemlos funktionierte, also das Schlafengehen, ist seit ca. zwei Wochen eine echte Plage. Gigantisches Geschrei schon beim Schlafanzug anziehen (welches wir so gar nicht gewohnt sind) gehört nun zu unserem allabendlichen Standard. Ein Drama in mehreren Akten.
„Willst du allein ins Bett oder soll ich dich tragen?“ frage ich als es Zeit ist ins Bett zu gehen.
„Alleine.“ ist die erwartete Antwort.
Unser Sohn spaziert also freiwillig (!) los in sein Kinderzimmer, ohne jedoch Anstalten zu machen, in sein Bett zu wollen. Nach etlichen Tricks schaffen wir es dann, ihn in sein Bettchen zu lotsen und fädeln die Gitterstäbe ein.
Dann sage ich meist: „Ich bleib auch noch ein bisschen bei dir sitzen. Aber bitte leg dich hin.“
Hingelegt wird sich natürlich nicht, sondern eher noch eine Runde Purzelbäume geschlagen und dabei gelacht. Manchmal wird an dieser Stelle auch schon gewimmert: „Will nicht schlafen. Raus gehen!“
Ich sage: „Nein, du gehst nicht raus, jetzt wird geschlafen. Du bist schon ganz müde!“ Dabei gähne meist ich, weil ich auch einen langen Tag hinter mir habe. Den Junior beeindrucken kann ich damit allerdings nicht.
„Raus gehen!“ wird immer wieder geschrien und dabei an den Gitterstäben gerüttelt. Also verbringe ich die nächsten Minuten mit gut zureden oder Lieder singen. Irgendwann verliere jedoch auch ich die Geduld und gehe aus dem Zimmer. Meistens fällt dem Junior genau in diesem Augenblick noch ein, dass er Hunger hat oder seine Straßenbahn haben möchte. Das gehört alles zu seiner Hinhalte- und Verzögerungstaktik und wird von Papa und mir natürlich durchschaut. Ich verlasse trotzdem den Raum. Hinter der geschlossenen Tür hört man es derweilen schluchzen und weinen.
Wenn das Weinen stärker wird, gehe ich noch einige Male in das Kinderzimmer und decke den kleinen Mann wieder und wieder zu oder streichle ihn. Das Weinen kann sich noch eine Weile hinziehen, wird aber mit der Zeit immer leiser. Sobald er nur noch wimmert und nicht mehr schreit, begebe ich mich endgültig ins Wohnzimmer. Geschafft! Wenigstens für diesen Abend.
Woher allerdings dieser Sinneswandel kommt von heute auf morgen nicht mehr Schlafen zu wollen, bleibt uns ein großes Rätsel. Aber wahrscheinlich ist das wieder eine Wachstumsphase. Auch das wird vorbei gehen. Hoffentlich!
Mich würde jetzt natürlich interessieren, wie das bei euch so läuft. Schlafen eure Kinder leicht ein?
Liebe Grüße
Anke
4 Kommentare
Nina
9. Oktober 2015 at 7:54Bei uns läuft es ziemlich genau so, wie es bei euch zuvor auch war. Unsere Tochter hat von Anfang an im Kinderzimmer geschlafen (ich in der ersten Zeit auch, wir haben dort extra ein gutes Schlafsofa aufgestellt). Und so wenig Licht wie möglich ist nachts noch heute unsere Devise. Noch genießen wir die meist problemlosen Nächte, aber unsere Maus ist auch gerade erst 19 Monate alt. Ich bin gespannt, wann wir die von dir beschriebenen Probleme bekommen. Bisher jedenfalls konnte ich fast alle der von mir gelesenen Artikel (ich habe den Blog leider erst kürzlich entdeckt und bin noch nicht ganz durch) so gut nachvollziehen, als hätte jemand bei uns Mäuschen gespielt.
Liebe Grüße,
Nina
Sina
9. Oktober 2015 at 22:22Hallo Anke, bei uns läuft der Abend zwar etwas anders ab, weil unser Kleiner schläft bei uns im Bett und wir legen uns zum Einschlafen gemeinsam hin aber das allabendliche Szenario kenne ich zu gut. Unser kleine Mann ist jetzt 2,5 Jahre und Abends möchte er immer noch was trinken, eine Banane essen, das Baby soll auch zu uns ins Bett und er kommt einfach nicht runter. Zappelt, Redet und kommt einfach nicht in den Schlaf. Ich versuche soweit es geht auf die Bedürfnisse einzugehen, indem ich ihm vorher schon trinken, Banane und Toilettengang anbiete aber irgendwann sind auch meine Nerven überreizt. Er fängt schrecklich an zu weinen und ist irgendwie auch verzweifelt dabei. Leider habe ich noch nicht die Lösung gefunden, bei uns explodiert die Stimmung dann einmal, dann umarmen wir uns und schlafen kuschelnd ein. Leider habe ich bei meinen ganzen Versuchen noch keine perfekte Lösung gefunden, deshalb tut es gut wenn andere Mütter von den gleichen Erfahrungen erzählen. Dann weiß man wenigstens, dass es einfach ein Schritt der Entwicklung ist, bei dem wir alle landen 🙁
Alles Liebe
Sina
Nätty
12. Oktober 2015 at 21:41Hi Anke,
meine Kleine ist 13 Monate alt und wir hatten die Schlafprobleme ganz extremin der ersten Zeit. Teilweise habe ich sie stundenlang in den Schlaf geschuckelt. Pucken war damals manchmal das einzig hilfreiche Mittel …
Ab dem 9 Monat ungefähr hat dann alles super geklappt. Sie schlief bei uns im Bett mit mir zusammen ein und hat dann 12-14 Stunden geschlafen (Ich bin immer raus wenn sie eingeschlafen war).
Jetzt ist es grad seit August wieder schlechter. Sie schläft zwar gut ein, aber wacht teilweise im Halbstundentakt auf, bis ich auch ins Bett gehe. Dann schläft sie wieder super. Aber sie ist jetzt auch schon ewig erkältet. Hoffe die Phase geht vorbei, wenn sie wieder gesund ist. Aber dann kommen wahrscheinlich Zähne oder ein Schub oder … Irgendwas ist ja immer … 😉
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