Familienalltag

Ich, der böse Kinderschreck!

Erlebt ihr manchmal auch so Situationen, in denen ihr denkt, ihr seid im falschen Film? Mir ging es vor ein paar Tagen so. Komischerweise passieren uns die spannensten Einkaufsgeschichten immer bei EDEKA. So auch diese:

Ich war mit meinem Sohn beim Einkaufen. Wir brauchten noch Zutaten für unser Abendessen und gingen gemeinsam in den Supermarkt. Den Junior an der Hand, schlenderten ich durch die Eingangstür. Gleich nach dem Eingang, stehen in unserem EDEKA-Markt die „Kinderfahrzeuge“, also Kindereinkaufswägen und Autos, in die sich die Kinder reinsetzten und lenken können, während Mama schiebt. Mein Sohn liebt besagte Mini-Einkaufswägen. Leider gibt es bei unserer EDEKA nur einen dieser Sorte. Entweder haben wir also Glück und der Wagen ist gerade frei oder eben nicht.

Als wir an besagten Tag also in dem Supermarkt einbogen, sah der Junior schon den kleinen Wagen da stehen. Juhu! Er war frei. Neben dem Wagen stand ein kleines Mädchen, etwa im selben Alter wie mein Sohn, also so um die drei Jahre. Sie liebäugelte wohl auch mit dem Kindereinkaufswagen. Der Vater des Mädchens stiefelte derweilen richtig Bäcker davon, warf aber immer ein Auge in Richtung seiner Tochter. Aha, dachte ich mir, die gehen nur schnell zum Bäcker, dann können wir ja den Wagen haben. Ich sagte noch ein paar nette Worte zu dem Mädchen, welches uns nachguckte und wir rollten in Richtung Obstabteilung davon.

Während der Junior mit gerade erzählte, dass dort ganz viel Paprika liegt, stand plötzlich der Vater des kleinen Mädchens von eben vor mir. „Das haben Sie ganz toll gemacht. Einem kleinen Kind den Wagen klauen. Sie sind ja eine ganz tolle Mutter.“ Ich musste mich erst mal sortieren und guckte wohl auch etwas irritiert. Wie? Was? Seine Tonart gefiel mir gar nicht. „Wir haben nicht den Wagen geklaut.“  versuchte ich höflich zu kontern. „Sie standen doch beim Bäcker.“ Aber er blaffte weiter: „Dem Kind einfach den Wagen vor der Nase wegschnappen. Aber es gibt eben so Leute.“ Meine Stimmung sank augenblicklich in den Keller und die Wut kam hoch. Ich einem Kind den Wagen wegnehmen. Ich versuchte es noch mal höflich. Es täte mir leid. Für mich sei es nicht ersichtlich gewesen, dass er und seine Tochter den Einkaufswagen ebenfalls wollten. Ich bot dem aufgebrachten Mann sogar an, er könne den Wagen haben. Seine Antwort: „Nein, jetzt wollen wir ihn auch nicht mehr.“ Er nahm das Mädchen auf den Arm und stolzierte beleidigt Richtung Wursttheke davon. Ich kochte innerlich. Mein Sohn sah mich mit großen Augen an. Er war anscheinend genauso irritiert wie ich.

So ein aufgeblasener Heini. Da zitiere ich den Herrn jetzt einfach mal zum Abschluss dieses Textes: „Aber es gibt eben so Leute.“

Liebe Grüße
Anke

 

Das könnte dir auch gefallen

2 Kommentare

  • Antworten
    Svenja
    9. Dezember 2015 at 20:34

    OMG. Das ließ mich gerade an eine Geschichte vor JAHREN bei Ikea denken. Meine Kinder und ich stehen im Aufzug und es fährt eine Mutter mit ihrem behinderten Sohn im Rollstuhl auf uns zu. Mein Sohn hatte wohl den Knopf gedrückt. Jedenfalls ging die Tür erst zu, dann wieder auf – und die Frau beschimpft mich während der ganzen Fahrt, dass ich die Tür extra zugemacht hätte, weil ich Behinderte hasse. Ich habe versucht, das zu klären, aber die hat mich nur angeschrien. Als der Spuk vorbei war haben mich meine Kinder dann gefragt was da los war und ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass das Leben mit einem behinderten Kind sicherlich nicht einfach ist und wir vielleicht einfach was abgekriegt haben, was sich angestaut hat. Habe damals versucht, das runterzuspielen, aber ich schwöre Dir: Ich musste mich TOTAL zusammennehmen, nicht zu heulen. Ich war total aufgebracht. So ein emotionaler Ausbruch von jemandem, den man nicht kennt, kann einen echt bis ins Mark treffen. Danke für Deinen Text.

    • Antworten
      Mama geht online
      11. Dezember 2015 at 16:33

      Hallo Svenja
      Oh Gott, das was du erlebt hast, ist ja noch ne Nummer größer als meine Geschichte. Aber in dem Moment ärgert man sich so dermaßen. Und danach musste ich mich echt zusammennehmen, um mit meinem Sohn ganz normal weitereinzukaufen. Weil der konnte schließlich ja nix dafür. Aber innerlich brodelt man.
      LG Anke

    Hinterlasse einen Kommentar