Familienalltag

Wenn der 6-Jährige allein auf Reisen geht …

Für Junior stand in der letzten Woche etwas ganz Spannendes an. Alle Vorschulkinder durften für zwei Nächte die Koffer packen. Als quasi „Abschlussfahrt“ des Kindergartens fuhren rund zwanzig Kinder mit zwei Erzieherinnen und einem Erzieher nach Nürnberg. Übernachtet wurde auf der Kaiserburg in der dortigen Jugendherberge. Junior war mächtig aufgeregt, auch wenn er es nicht recht zugeben wollte. Zwei Nächte allein auswärts – ohne Mama und Papa. Das ist schon aufregend. Nicht nur für unseren Sechsjährigen. Auch für uns Eltern.

Junior ist jetzt sechs Jahre alt. Das heißt, seit über sechs Jahren bereichert und belebt er unseren Alltag. Ein Leben ohne Kind können wir uns nicht mehr vorstellen. Und wie das Leben vor dem Kind war, haben wir nur noch dunkel in Erinnerung. Auch ist es bei uns so, dass Junior bisher nur ein einziges Mal auswärts bei seinem Freund übernachtet hat. Auch bei den Omas oder Tanten und Cousinen hat Junior noch nie übernachtet. Früher war das einfach nicht notwendig und jetzt möchte er nicht mehr. Deshalb war es für uns schon eine große Sache, dass er nun gleich zwei Nächte und fast drei Tage nicht bei uns sein sollte. Das Kind war ausgeflogen.

Am Mittwochmorgen ging es los. Alle Kinder, die beim Ausflug in die Jugendherberge nach Nürnberg mitfuhren, hatten Rollkoffer und Rucksack dabei. Der Abschied von Junior war komisch und als Papa und ich den Kindergarten wieder verließen, fühlte es sich wirklich merkwürdig an. Nun war Junior weg und sollte auch bis Freitag nicht wiederkommen. Drei Tage ohne Kind. Was sollten Papa und ich bloß mit der ganzen freien Zeit anfangen?

5 große Vorteile, wenn das Kind fort ist …

  • Für sich selbst den größten Eisbecher mit Sahne, Schokosoße und Streusel machen und mit niemanden teilen müssen.
  • Abends so lange aufbleiben wie man möchte und „Game of Thrones“ gucken, schließlich muss man am nächsten Tag niemanden frühmorgens in den Kindergarten bringen, sondern kann im Bett liegenbleiben.
  • Abends getrost die Chipstüten und Schokoladenpackeung im Wohnzimmer liegen lassen. Merkt ja am nächsten Morgen niemand.
  • Papa und ich dürfen das Fernsehprogramm selbst bestimmen und müssen nicht zum hundertsten Mal „Ice Age“ und „Ninjago“ gucken.
  • Es ist auffällig, dass deutlich weniger Spielzeug und andere Dinge auf dem Boden herumliegen. Das ständige Bücken fällt also weg.

Papa war schlau. Er hat sich gesagt: Wenn das Kind nicht da ist, dann nehme ich doch gleich ein paar Tage Urlaub. Ich selbst bin stattdessen trotzdem in die Arbeit. Hieß für den Mann, dass er doppelt Freizeit hatte. Also Ruhe vor dem Kind und der Frau. Für mich war es jedoch ein sehr seltsames Gefühl, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und dann festzustellen, dass Junior nicht hier war. Gefiel mir gar nicht. Kein „Mammmmma“ und keine Umarmung zur Begrüßung. Und ja, ich gebe zu, ich hab spätestens am zweiten Abend ein paar Tränchen vergossen. Ich vermisste meinen Sohn. Mir gingen auch ständig Gedanken durch den Kopf: Was macht er wohl jetzt gerade? Isst er auch genug? Mit dem Essen ist das ja immer etwas schwierig bei uns. Ein Live-Ticker für uns Eltern wäre praktisch gewesen 😉 Ja, ich weiß, das ist übertrieben. Doch ich kann nichts dagegen tun. Auch aus mir spricht von Zeit zu Zeit die Helikoptermutter. Obwohl ich ja Helikoptermütter mehr als schrecklich finde. Doch Sorgen macht man sich ja irgendwie immer als Mutter. Diesen Zustand hat die Evolution in meinen Augen echt vermasselt. Diese ständige Sorge um die eigene Brut ist tief in uns Müttern verankert und kann nicht abgestellt werden. Das müsste Mutter Natur noch mal dringend nachbessern. Auf der einen Seite möchte man dem Kind viel Freiraum zum Entfalten geben und auf der anderen Seite sind da dann die Sorgen, dem Kind könnte was passieren. Liebe Evolution, was hast du dir dabei bloß gedacht?

Ich geh‘ dann mal heulen

Am Freitagmittag konnten Papa und ich unseren Schatz dann endlich wieder in die Arme schließen. Er hat uns tierisch gefehlt. Und ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es wird, wenn er mal die Koffer packt um endgültig auszuziehen. Ich geh dann mal Heulen!

Liebe Grüße
Anke

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