Anfang Oktober habe ich darüber berichtet, wie das mit dem Schlafen gehen bei uns so abläuft. Das ist nun schon ganze drei Monate her. Seitdem hat sich bei uns einiges getan. Das ins Bett bringen des Juniors hat sich gegenüber damals tausendmal verbessert und ist fast zum Selbstläufer geworden.
Wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen, dann mache ich noch eine Trinkflasche zurecht und wir suchen die Schnuller zusammen. Ohne Schnuller schläft es sich nämlich nur halb so gut. Der Junior spaziert dann allein in sein Zimmer und klettert zwischen die Gitterstäbe in sein Bett. Ich (oder Papa) komme mit der Flasche nach, die wir in die Ecke des Bettes platzieren für den Fall, dass nachts der große Durst kommt. Natürlich hampelt unser Sohnemann noch im Bett herum, schlägt Purzelbäume oder rollt sich von einer Seite auf die andere. Ich sage dann, dass ich ihm noch eine Geschichte erzähle, wenn er sich jetzt hinlegt. Das klappt immer. Denn der Junior ist ganz vernarrt in die allabendlichen Gute-Nacht-Geschichten. Vor allem die von mir.
Die Geschichte denke ich mir jeden Abend aufs Neue aus und sie ist sehr simpel gestrickt. Denn eigentlich ist der Inhalt immer derselbe. Nur in anderer Reihenfolge. Ich frage den Junior: „Was soll ich denn erzählen?“ und er sagt „Eine Geschichte mit Zug und Auto und Unfall und Abschlepper und Klack und Bahnübergang und S-Bahn und ADAC, ICE und Bus und Bahnhof …“ Er redet sich da regelrecht in Rage, dass er auch ja nichts vergisst. Ja, und dann ist es also meine Aufgabe, diese ganzen Dinge in eine hübsche Geschichte zu packen. Klingt einfach, endet manchmal aber ziemlich konstruiert. Unseren Sohn stört das zum Glück wenig. Hauptsache, ein Auto hat einen Unfall und der Bus hat Verspätung. Unser Sohn ist eben nun mal begeistert von allem was fährt, egal ob Bus, Zug oder Auto.
Eine Geschichte läuft dann ungefähr so ab:
Mama: „Papa und Mama wollen in die Stadt fahren. Wir stellen uns an die Bushaltestelle und warten auf den Bus. Und da kommt er schon.“
Junior: „Der 294.“
Mama: „Der 294 kommt angefahren und hält an.“
Junior: „Der fährt aber vorbei!“
Mama: „Oh, der fährt tatsächlich vorbei. Na das ist ja dumm. Da müssen wir wohl auf den nächsten Bus warten.“
Junior: „Nächster Bus fährt auch vorbei.“
Mama: „Wirklich? Na dann laufen Papa und ich zum Bahnhof und fahren mit dem Zug.“
Junior: „Mit der S-Bahn.“
Mama: „Mit der S-Bahn fahren wir.“
Junior: „Da kommt die S-Bahn.“
Mama: „Na da steigen wir jetzt gleich mal ein und fahren in die Stadt.“
Junior: „Oh, das ist der falsche Zug. Mama, da kommt der falsche Zug.“
usw …
Ihr seht, eigentlich erzählt der Junior seine Geschichte selbst und ich bin nur der Handlanger. Er nimmt es auch mit den Details sehr genau. Aber es ist lustig, auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend ist. Und meine Geschichten sind anscheinend besser als die von Papa. Denn der Junior möchte immer eine „Mama-Geschichte“ hören, wenn ich zu Hause bin.
Das Schlafengehen macht uns so mittlerweile richtig Spaß und geht ganz ohne Geschrei und Tränen einher. Das ist toll! Und kein Vergleich mehr zu damals. Jetzt wäre es nur schön, wenn wir uns des Schnullers ganz entledigen könnten. Das wird unsere nächste große Aufgabe werden. Und da wird es sicherlich wieder jede Menge Tränen und Geschrei geben. Ich werde berichten …
Liebe Grüße
Anke
Keine Kommentare