Beruf & Vereinbarkeit

Familie und Schichtarbeit geht das? #1 (Gastbeitrag)

Vor einiger Zeit habe ich auf Twitter einen Aufruf gestartet. Das war nach einem harten und stressigen Tag, an dem ich mir dachte: Es muss doch noch andere Mütter außer mir in Schichtarbeit geben. Und diese Mamas wollte ich finde. Es meldete sich Katharina bei mir. Als ich ihren Text gelesen habe, musste ich ständig nicken und erkannte mich darin selbst wider. Das Thema polarisiert und ich war selbst schon mit der Aussage konfrontiert, als Schichtarbeiterin sollte man einfach keine Kinder bekommen. Aber hier erst einmal der Text von Katharina, wie sie Schichtarbeit und Familie unter einen Hut bekommt …

Hallo ich bin Katharina, 32 Jahre alt und schreibe heute hier bei der lieben Anke. Vielen Dank noch mal dafür. Ich blogge auf Kurmel mal Fünf über mein Leben als Mutter, meine beiden Töchter, als Ehefrau und Krankenschwester in Dauernachtwache. Dementsprechend bunt ist die Themenvielfalt auf meinem Blog: Familienausflüge, Vereinbarkeit: Beruf und Familie, Lese- und Bastelnachmittage, Rezepte oder auch Einblicke in die Medizin und Pflege – sind nur einige der Themen über die ich gerne berichte. Manchmal ist es chaotisch, manchmal der reinste Wahnsinn – aber immer voller Liebe!

Ich habe mich als berufstätige Mama in Vollzeit bei Ihr gemeldet. Ich habe Ihr erzählt, dass ich im Moment nur noch in einer Schicht arbeite, der Nachtschicht, aber zu Ausbildungszeiten und noch zwei weitere Jahre danach im drei- Schicht System.

Ich habe ja bereits bei mir auf dem Blog erzählt, wie es ist, eine Ausbildung mit Kind in der Krankenpflege zu machen und dass es wirklich nicht leicht ist. Bereits in dieser Zeit musste ich einiges Lernen und das betraf nicht nur den Stoff, den ich für meinen Beruf benötigte. Ich musste neben Anatomie, Pflege und Recht auch lernen, wie ich mich und meine Familie organisiere.

Nach der Ausbildung habe ich erst ein Jahr als Elternzeitvertretung im Zentrum für seelische Gesundheit des Kindes- und Jugendalters, oder umgangssprachlich: Kinder- und Jugendpsychiatrie, gearbeitet. Wie man sich vorstellen kann, ist alleine der Job in diesem Bereich alles andere als leicht. Er ist zwar körperlich nicht so anstrengend, wie im normalen pflegerischen Alltag, aber die eigene Psyche nimmt es gut mit und ohne eine gute eigene Psychohygiene ist der Job kaum zu bewerkstelligen. Dennoch habe ich diese Zeit geliebt und würde jederzeit wieder dort anfangen.

Ich habe dort im Dreischichtsystem gearbeitet. Der Frühdienst ging von 6 Uhr bis 14.45 Uhr, der Spätdienst von 14.15 Uhr bis 21.45 Uhr und die Nachtschicht von 21.30 Uhr bis 6.30 Uhr. Wenn ich „Früh“ hatte musste mein Mann unsere Tochter in den Kindergarten bringen, was zu der Zeit problemlos möglich war. Ich habe sie dann immer nach dem Dienst abgeholt und dann den üblichen Alltag gemacht. Also Einkaufen, Haushalt, Kochen und was so anfällt.

Wenn ich „Spät“ hatte, sah es schon ein wenig komplizierter aus. Ich konnte dann zwar das Mädchen morgens in die Einrichtung bringen und dann vormittags die Einkäufe erledigen und das Abendessen für meine beiden vorkochen, aber abholen konnte ich nicht. Mein Mann aber auch nicht, da er so lange arbeiten musste. Da waren wir dann immer auf eines der Großelternpaare angewiesen, die unsere Tochter abgeholt haben und so lang weiter betreut haben, bis mein Mann sie einsammeln konnte.

Im Nachtdienst gaben und geben wir uns auch heute noch die Klinke in die Hand. Wenn ich von der Arbeit kam/ komme, dann macht mein Mann sich quasi auf den Weg zum Büro. Ich habe damals meine Große fertiggemacht und weggebracht und auch heute mache ich das noch, nur mit mittlerweile zwei Kindern. Dann lege ich mich schlafen und um 14:30 Uhr geht der Wecker. Dann heißt es für mich aufstehen und Kinder abholen.

Am schlimmsten fand ich immer die kurzen Wechsel, also, wenn man vom Spätdienst in den Frühdienst springen musste. Das hieß nämlich, dass ich das Kind am einen Tag morgens zur KiTa gebracht habe und am anderen Tag erst nachmittags wieder abholen konnte. Das heißt, ich habe meine Tochter morgens um 8.30 Uhr in die Betreuung gegeben und erst am darauffolgendem Tag um frühestens 15 Uhr wiedergesehen, weil sie bereits schlief wenn ich abends um 22 Uhr zu Hause war, und noch schlief wenn ich wieder um 5.45 Uhr zum Dienst los musste. Das waren die härtesten Schichten.

Als sich dann unser zweites Kind ankündigte, war für uns klar, dass sich etwas ändern muss. Wir haben ewig hin und her überlegt und kamen dann zu dem Entschluss, dass am besten die Nachtschicht mit unserer Familie kompatibel ist. So kann ich nämlich arbeiten, wenn die Mädchen schlafen und wenn sie wach sind, bin ich zu Haus. Schlafen kann ich, wenn die beiden in der KiTa bzw. Schule sind und so bekommen sie nicht viel davon mit, dass ich unterwegs bin. Zudem ist mein Mann nachts zu Hause und er als Papa kann sich schließlich genauso gut um die Kinder kümmern wie ich als Mama. Am Wochenende kuschele ich nach dem Dienst immer noch ein wenig mit den Mädchen und lege mich dann für fünf bis sechs Stunden schlafen. In der Zeit haben die beiden ihre besondere Papa-Töchter-Zeit und machen dann immer tolle Dinge miteinander. Wir haben uns mittlerweile gut in unser System eingegrooved. Aber ich könnte mir nie mehr vorstellen, in die drei Schichten zurück zu wechseln. Ja, nur Nachtwache ist unglaublich anstrengend, zumal man am Tage nie so gut schlafen kann wie in der Nacht. Aber anders funktioniert es bei uns einfach nicht. Drei Schichten und Familie sind in meinen Augen nur selten miteinander vereinbar. Leider gibt es auch viel zu wenig Arbeitgeber, die auf Mütter und Väter Rücksicht nehmen, die an Betreuungszeiten gebunden sind. Ohne ein gutes soziales Netz im Rücken, kann das ganz schön schiefgehen und dass ist ja nicht Sinn der Sache. Aber man ist als Eltern wirklich auf ein gutes soziales Netzwerk oder einen sehr entgegenkommenden Arbeitgeber angewiesen.

Katharina


Danke Katharina für deine Gedanken. Und nun bin ich natürlich ganz gespannt, ob es vielleicht noch mehr Mamis oder Papis da draußen gibt, die Schichtarbeit, Vollzeit und Familie mit allen Kräften vereinen?

Liebe Grüße
Anke

Das könnte dir auch gefallen

1 Kommentar

  • Antworten
    Anina
    7. Dezember 2019 at 0:49

    Hallo Anke,

    Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Sehr toll geschrieben!

    Ich arbeite seit ein paar Monaten von zu Hause aus und hatte eigentlich sehr viel Mühe damit, etwas aufzubauen. Habe lange recherchiert, wie ich alles planen kann. Weil eine Arbeit auswärts, also in einer Firma oder sonst wo, ist im Moment unmöglich, aber ich möchte doch noch (wenn ich mal Luft habe) ein bisschen arbeiten bzw. Geld verdienen.

    Durch meine grosse Recherche im Internet habe ich ein sehr tolles Buch gefunden. Das Buch enthält folgende wichtige Punkte:

    – Konkrete Ideen, wie man Kind & Karriere leichter vereinbaren kann
    – Verständliche Anleitung, wie man passives Einkommen aufbauen kann
    – Klaren Wegweiser, wie man maximale Flexibilität erhält
    – Hilfreichen Ratgeber, wie man seine eigenen Wünsche realisiert

    das coole ist, dass man im Moment sogar nichts dafür zahlen muss. Ich habe es natürlich sofort runtergeladen und bin begeistert!

    Mir ist es einfach wichtig, dass solche Informationen mit Müttern wie ich, die auch gerne arbeiten und Geld verdienen möchten, teilen kann.

    Falls du auch interessiert bist, kannst du hier das Buch mal ansehen: https://amzn.to/366BkMA

  • Hinterlasse einen Kommentar