Mit einem mulmigen Gefühl, brachte ich heute Morgen den Junior in die Kinderkrippe. Und mein Gefühl wurde bestätigt, als mir eine der Erzieherinnen nach unserem Eintreffen prompt einen Zettel in die Hand drückte. Der Zettel trug die schöne Überschrift „Notdienste Krippen, Kindergärten, Horte und Kinderhäuser Erlangen“. Na toll! Ab Montag wird also gestreikt. Nicht das erste Mal in den letzten Wochen. Nur diesmal ist es richtig ernst, denn der Streik ist unbefristet. Sprich, der Streik kann sich ewig hinziehen.
Da stand ich als Mutter erst einmal da wie ein begossener Pudel und machte große Augen. Aber was nützt das schon? Gar nichts. Also hab ich mir gesagt, ruhig bleiben, Anke, nicht sauer werden. Das schaffte ich dann auch bis ich im Auto saß. Und dann wurde ich doch wütend. Ab Montag bleibt die Krippe zu und als Eltern kann man sehen, wo die Kleinen unterkommen. Dabei bin ich nicht wütend auf die Erzieher, ich bin sogar auf ihrer Seite. Nur es muss doch machbar sein, sich irgendwie zu einigen. Aber so ist der Streik sehr, sehr ärgerlich.
Zumal so eine Kinderbetreuung für die ganz kleinen eine recht kostspielige Sache ist. Wir zahlen für den Krippenplatz unseres Juniors monatlich inklusive Verpflegung über 300 Euro. Das ist eine Menge Geld, welches erst mal verdient werden muss. Und wenn sich in den Tarifverhandlungen nicht bald etwas tut und der Streik sich hinzieht, bekommen wir ein ernsthaftes Betreuungsproblem. Und nicht nur wir.
Glücklicherweise arbeite ich im Schichtdienst. Sonst ist man als Schichtarbeiter oft der Depp der Nation (siehe dazu auch Sonderwünsche sind im Kindergarten unerwünscht), aber im Falle eines solchen Streiks, bin ich richtig froh, Schicht zu arbeiten. Der ver.di-Bezirksgeschäftsführer für den Bezirk Mittelfranken sagt laut der Erlanger Nachrichten: „Im Kita-Bereich muten wir den Eltern mit unbefristeten Streiks sehr viel zu – das ist uns klar.“ Ich glaube, das ist denen ganz und gar nicht klar, was das für berufstätige Eltern bedeutet. Und vor allem bei den ganz kleinen – also in Kinderkrippen, sind wir Eltern auf die Betreuung angewiesen. Schließlich geben wir unser Kind nicht zum Spaß in andere Hände, sondern weil wir arbeiten gehen!
Der Streik beginnt in unserer Kinderkrippe am Montag. Da arbeite ich erst am Nachmittag, sprich, es gilt nur die Zeit zu überbrücken, bis Papa abends von der Arbeit nach Hause kommt. Das sind ungefähr drei Stunden, in denen wir eine der beiden Omas verpflichten müssen. Dasselbe Spiel machen wir am Mittwoch. Am Dienstag habe ich meinen freien Tag, da ist die Betreuung des Juniors also kein Problem. Am Donnerstag ist Feiertag. Am Freitag wiederum hätte die Krippe eh geschlossen (Brückentag). Das wussten wir im Voraus und die Oma ist schon gebucht gewesen. So können wir die nächste Woche glücklicherweise ohne größere Schwierigkeiten überbrücken. Und vielleicht ist der Streik ja dann auch schon wieder vorbei … Oh, ich ewiger Optimist!
Doch was machen die Eltern, die nicht so flexible Arbeitszeiten haben? Oder gar alleinerziehend sind und keine Oma in der Nähe wohnt? Die sind echt nicht zu beneiden. Aber für diese Fälle hat sich die Stadt Erlangen ja etwas einfallen lassen. Und damit komme ich wieder auf oben erwähntes Schreiben „Notdienste Krippen, Kindergärten, Horte und Kinderhäuser Erlangen“ zurück. Die Stadt bietet nämlich ein begrenztes Notplatz-Kontingent an. In ganz Erlangen gibt es ab Montag ganze 16 (!!!) Krippenplätze, um die sich die Eltern per Hotline „bewerben“ können, nach dem Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“. Ich empfinde das als großen Witz! 16 Plätze, die immer nur tageweise vergeben werden. Das heißt, als Elternteil muss ich mich jeden Tag aufs Neue um einen dieser Notfallplätze kümmern. Das ist wirklich deren Ernst! Dabei weiß man noch nicht einmal im Vorfeld, wo dieser Betreuungsplatz denn sein wird. Heißt nichts anderes, als das das Kind bei wildfremden Erziehern untergebracht ist mit Kindern, die es ebenfalls nicht kennt. Wer hat sich denn das ausgedacht? Da sind Tränen doch vorprogrammiert. Also dann lieber gar nicht!
Liebe Stadt Erlangen, das ist vielleicht gut gemeint, aber in der Praxis wird das ein totales Chaos geben! Viel Spaß dabei. Doch die Stadt ist ja nicht dumm und hat sich darüber anscheinend auch schon ihre Gedanken gemacht. Am Ende des Schreibens steht nämlich der Satz
“Bitte haben Sie Verständnis, dass während der Streikperiode nicht alles reibungslos klappen wird.”
Ach nee.
Liebe Grüße
Anke
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