Kinder sind dumm. Und genau das macht sie so besonders putzig und liebenswert. Mit unserem Sohn erleben wir Dinge, die ich noch vor drei Jahren (ohne Kind) nicht für möglich gehalten hätte. Witzige Situationen gibt es bei uns eigentlich täglich. Meistens sind es Situationen voller Missverständnisse. So auch neulich …
Der Junior wünscht sich schon seit geraumer Zeit eine Straßenbahn. Er ist ein großer Fan von Bussen und eigentlich allem, was vier Räder hat. Vor allem die Personenbeförderung interessiert ihn brennend. Zum Glück haben wir direkt vorm Haus eine Bushaltestelle, dort gibt es immer was zu sehen. Und als der Junior noch kleiner war, musste ich mit ihm Stunden lang am Fenster stehen und den Autos hinterher schauen. Autos sind seine Welt! Sein neuester Wunsch ist nun eine Straßenbahn. Die hat er in einem Spielzeugprospekt gesehen. Die fährt zwar auf Schienen, ist aber zur Beförderung von Personen ebenfalls bestens geeignet. „Mama. Straßenbahn kaufen!“ sagte er in den letzten Wochen immer mal wieder.
Letzte Woche dann überkam mich das Mitleid. „Okay, Maus, komm her! Wir gucken jetzt mal im Internet nach einer Straßenbahn für dich.“ Zum Glück gibt es in der Welt des Internets nichts, was es nicht gibt. Und so hatte ich nach kurzem Suchen ein geeignetes Spielzeug bei Amazon gefunden. Der Junior auf meinem Schoß war außer sich vor Freude beim Anblick der blauen Straßenbahn. „Straßenbahn kaufen!“ sagte er immer wieder. „Okay,“ sagte ich, „dann kaufen wir das jetzt.“
Plötzlich sprang der Junior von meinem Schoß herunter und rannte in den Flur. Ich beachtete ihn nicht weiter. Als ich jedoch zur Tür schaute, stand er dort mit seinen Schuhen in der Hand. Ich verstand erst gar nicht, was er damit wollte. „Schuhe anziehen!“ hörte ich ihn sagen. Schuhe anziehen? Warum das denn? „Einkaufen!“ war das nächste, was er sagte und hielt dabei die Schuhe hoch. Da erst fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er wollte Einkaufen gehen, um die Straßenbahn zu kaufen. Oh nein! Ich musste schmunzeln. „Du Maus. Wir gehen jetzt nicht die Straßenbahn kaufen.“ Ich schaute in ungläubige Kinderaugen. „Die habe ich gerade im Internet gekauft. Die müssen wir nicht im Laden kaufen.“ Ein trauriges Kind, das die Situation überhaupt nicht verstand, sah mich mit Schmollmund an. Er sagte nur: „Einkaufen!“
Oh nein! Wie erklärt man einem 2,5-jährigen Kind, dass man das Spielzeug gerade online gekauft hat und dafür nicht das Haus verlassen muss? Junior wurde langsam ungeduldig wiederholte: „Straßenbahn kaufen!“ Irgendwie tat er mir leid. Auf der anderen Seite war die Situation mehr als komisch. „Du, Maus.“ Ich gab mein Bestes. „Ich habe die Straßenbahn schon gekauft. Im Internet. Die bringt dann der Paketmann zu uns. Vielleicht schon morgen oder übermorgen. Da kommt dann der Paketmann und bringt dir die Straßenbahn. Versprochen.“ Mein Sohn stand immer noch im Flur, seine Schuhe in den Händen haltend. Er sah mich an und sagte leise: „Paketmann bringt des. Übermorgen.“ „Ja, genau. Vielleicht auch schon morgen. Die Straßenbahn kommt zu uns nach Hause.“
Es dauerte noch ein wenig, bis Junior einigermaßen verstanden hatte, wie das mit der Straßenbahn-Lieferung funktionierte. Aber dann war es auch gut. Schuhe und Einkaufen waren vergessen.
Als zwei Tage später der Paketmann bei uns klingelte und das Spielzeug brachte, war er mega glücklich. Mit Papa wurde das Paket ausgepackt und den ganzen Abend mit der neuen Straßenbahn gespielt.
Liebe Grüße
Anke
1 Kommentar
Ursel
14. September 2015 at 13:31Schön dass er sich so freut!
Eine nette Geschichte und du hast ihm auch sehr schön erklärt, dass der Postbote die Straßenbahn bringt. Wenn er noch ein bisschen älter ist wird er selber im Internet bestellen…..