Gedanken

Sandkastenfreundschaften für ein ganzes Leben?

Ende Dezember war die Abschiedsfeier unseres Sohnes in der Kinderkrippe. Dort war er die vergangenen zwei Jahre fast täglich betreut worden. Für so einen kleinen Kerl ist diese Zeit natürlich prägend und sehr wichtig. Als wir damals nach einer geeigneten Betreuungsmöglichkeit für den Junior gesucht haben, machten Papa und ich uns vorwiegend Gedanken zu den Themen Erreichbarkeit, Öffnungszeit und ob die Einrichtung auf uns einen guten Eindruck macht und die Chemie zu den Erzieherinnen stimmt. Darüber, dass unser Sohn mit zwei Jahren vielleicht schon Freunde finden würde, haben wir uns damals keine  Gedanken gemacht.

Dafür beschäftigt uns das Thema jetzt umso mehr. Seit Januar geht der Junior jetzt in den Kindergarten. Jedoch liegt dieser in einem anderen Stadtteil als seine Krippe. Das liegt zum einen daran, dass wir in der Zwischenzeit umgezogen sind, und zum anderen, dass die Krippe an keinen Kindergarten angeschlossen oder integriert war. Das hat zur Folge, dass alle Kinder aus der Krippe, mit denen unser Junior die letzten zwei Jahre verbracht hat, in alle Himmelsrichtungen zerstreut werden. Das wurde uns jetzt erst so richtig bewusst. Und da fängt das Problem dann auch schon an. Unser Sohn hatte in der Krippe zwei beste Freunde, ein Mädchen und einen Jungen, Kim und Nikola. Die drei waren seit etwa einem Jahr ein eingeschworenes Trio. Sie freuten sich richtig aufeinander und waren traurig, wenn einer von ihnen einmal nicht in der Krippe war. Und dann kam also für unseren Sohn der Wechsel in den Kindergarten und auch der Abschied von seinen beiden Freunden. Und erst in diesem Moment merkt man eigentlich, was das für die Kinder bedeutet.

Unser Sohn hat seit dem Weltspartag zwei Stoffeulen, die er über alles liebt. Zwar sind die Eulen nur billige Werbegeschenke gewesen, aber er liebt sie dennoch über alles. Mindestens eine von ihnen, muss mit im Bett schlafen, in den Kindergarten gehen, mit Auto oder Puzzle spielen und und und. Diese besagten Eulen heißen jetzt so wie seine beiden Krippenfreunde, eben Kim und Nikola. Und das war nicht die Idee von Papa oder mir, sondern vom Junior ganz allein. Was soll man dazu noch sagen?

Ich dachte mir dann, da müssen wir unbedingt was machen. Also habe ich mir die Telefonnummern der anderen Mütter besorgt, damit man vielleicht in Kontakt bleiben kann. Mit Nikola und seiner Mutter haben wir uns letzte Woche auch schon getroffen und der Junior hat seinen Freund auch zum Geburtstag eingeladen, der ja nicht mehr lang hin ist. Als ich bei unserem Treffen mit Nikolas Mama so plauderte, sind wir dabei auch auf genau dieses Thema zu sprechen gekommen. Wir hätten es beide nie für möglich gehalten, dass so kleine Kinder schon große Freundschaften schließen können. Man spricht ja immer von Kindergartenfreunden, aber ich glaube, wir müssen das Alter noch herabsetzen. Als ich meinem Sohn erzählt habe, dass wir Nikola besuchen gehen, hat er sich wirklich riesig gefreut. Man konnte ihm ansehen, dass er sich wirklich sehr darauf freut. Am Tag des Treffens hat er früh seine Eule „Nikola“ gepackt und mit in den Kindergarten genommen. Am Nachmittag haben wir dann Nikola zu Hause besucht und die beiden waren nach einer kurzen Auftauphase sofort wieder in ihrem Element. Total goldig.

Wenn ich so an meine Kindergartenzeit zurückdenke, hatte ich dort schon Freundinnen und Freunde, die ich richtig gern mochte, und mit denen ich lieber gespielt habe als mit anderen Kindern. Leider bin ich als ich eingeschult wurde, an eine andere Schule gekommen als meine Kindergartenfreunde und so hat man sich aus den Augen verloren. Eigentlich schade. Vielleicht hätte ich sonst heute auch eine Freundin,  von der ich sagen könnte, dass ich sie seit 30 Jahren kenne. Aber meine Mutter hat sich damals vielleicht auch keine Gedanken darüber gemacht, wie tief so Kinderfreundschaften gehen können. Übrigens sieht man auf dem Foto zu diesem Textes mich (als Pirat) mit meiner besten Freundin Gertrud aus Kindergartentagen. Entstanden ist das Foto wohl 1984 auf der Faschingsfeier im Kindergarten. Gertrud und ich waren wie Pech und Schwefel – wenn ich den Erzählungen meiner Eltern glauben kann. Ich selbst erinnere mich leider nicht mehr an diese Zeit. Also liebe Getrud, wenn du dich jetzt zufällig auf dem Bild wiedererkennst, melde dich doch mal bei mir. Mich würde sehr interessieren, was aus dir geworden ist.

Wie gesagt, als nächstes ist Nikola auf Juniors 3. Geburtstag in zwei Wochen eingeladen und danach werden wir Mütter sicherlich den Kontakt halten. Denn es wäre so schade, wenn eine so putzige Freundschaft einfach enden würde, noch bevor sie so richtig beginnen konnte. Und es wäre doch wirklich toll, wenn die beiden Jungs einmal sagen könnten, sie kennen sich schon seit der Kinderkrippe – also eigentlich ihr ganzes Leben lang.

Liebe Grüße
Anke

 

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1 Kommentar

  • Antworten
    Nätty
    15. Februar 2016 at 22:27

    Oh, was für eine süße Geschichte! Toll, dass du dir Gedanken darüber gemacht hast und ein Treffen organisiert hast. Es wäre wirklich schade, wenn der Kontakt so einfach verloren ginge. Man, das mit den Eulen ist ja echt goldig … Wirklich spannend, wie tiefe Freundschaft so kleine Würmer schon entwickeln können. LG, Nätty

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