Gedanken

Ich bin kein Held – Ich wollte einfach, dass das Baby kommt

Meine langjährige Freundin aus Schulzeiten und jetzige Schwägerin (in Spe) hat gerade ihr drittes Kind geboren. Nach einer viertel Stunde im Kreissaal war der kleine Mann auch schon auf der Welt. Eine super schnelle Geburt wie aus dem Bilderbuch.

Meine Hebamme hat uns damals im Geburtsvorbereitungskurs gesagt, dass wir uns am besten keine Geburtsgeschichten von Freundinnen oder Bekannten erzählen lassen sollten. Denn die Geburt des eigenen Kindes wird ganz anders verlaufen. Eine genormte Geburt gibt es nun mal nicht. Jede Geburt hat ihr eigenes Tempo und  jede Frau ist ebenso einzigartig, wie das Kind, das auf die Welt kommt.

Als ich im Sommer 2013 erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich mich unendlich gefreut. Junior ist ein absolutes Wunschkind gewesen und ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell schwanger werde. Nach der riesigen Freude über das neue Leben in meinem Bauch, kamen natürlich die Zweifel. Ich hatte riesengroße Angst vor der Geburt. Denn jetzt, da ich schwanger war, gab es natürlich kein zurück mehr. Zahlreiche Gedanken gingen mir durch den Kopf. So viele zig Millionen Frauen vor mir haben schon Kinder auf die Welt gebracht. Da werde ich das doch auch schaffen. Aber was, wenn gerade ich diejenige bin, die das nicht schafft?

Was, wenn ich mittendrin sage, ich kann nicht mehr?

Doch je näher der Geburtstermin rückte, desto weniger Gedanken machte ich mir. Und kurz vor der Geburt war ich die Ruhe selbst. Alle Sorgen und Ängste waren verflogen. Die gesamte Schwangerschaft verlief ohne Probleme, mir ging es blendend. Doch der letzte Monat mit dickem Bauch, Bindehautentzündung und starkem Sodbrennen machte mir zu schaffen und ich wünschte mir nur noch, dass unser Sohnemann endlich kam.

Ihr müsst wissen, ich bin ein sehr praktisch denkender Mensch. Schön aussehen und Dekokram ist nichts für mich, Dinge müssen vor allem praktisch sein. Das gilt beim Outfit genauso wie für die Einrichtung der Wohnung. Und in diesem Fall auch für die Geburt. Für mich stand also von vornherein fest, dass ich meinen Sohn in unserer Uniklinik entbinden werde. Da fühlte ich mich gut aufgehoben. Hebammen sind da, Ärzte sind da und wenn etwas mit dem Kind oder mit mir wäre, sind die Wege kurz. Das war mir wichtig. Ich wollte absolut keine Hausgeburt, ich wollte meine in mir schlummernden Urkräfte nicht spüren und die verdammten Schmerzen nicht unnötig lange ertragen. In mir steckt keine Heldin und ich musste und wollte mir nichts beweisen.

Ich wollte einfach, dass das Baby kommt. Egal wie.

Man kann sich vorher gar nicht ausmalen, wie weh so eine Wehe tut. Nämlich verdammt weh. Alle Mütter werden jetzt mit dem Kopf nicken. Der Name Wehe kommt also nicht von ungefähr. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich eine PDA hatte. Ich habe mir von Anfang an gesagt, wenn es nicht mehr geht, dann machst du das. Ich wollte es versuchen und dann entscheiden. Die Geburt verzögerte sich dann jedoch ungeplant, weil Junior nicht richtig lag und die Ärzte empfahlen mir sogar eine PDA. Da hab ich mich natürlich nicht zweimal bitten lassen. Und es war für mich persönlich eine gute und die richtige Entscheidung. Denn die Geburt zog sich noch verdammt in die Länge …

Es ist wichtig – wie bei so vielen Dingen im Leben – dass man sich nicht reinreden lässt. Ich wusste genau, was ich wollte: Eine erträgliche Geburt und keinesfalls einen Kaiserschnitt.

Seltsamerweise hatte ich auch eine Abneigung dem Stillen gegenüber. Ich fühlte irgendwie, dass in mir keine begeisterte und überzeugte Still-Mama steckte. Aber ich sagte mir: Ich probiere das Stillen auf jeden Fall aus. Die ersten zwei Wochen nach Juniors Geburt habe ich gestillt und es war grausam für alle Beteiligten. Es klappte einfach nicht so wie ich mir das vorstellte und ich weinte und weinte deswegen. Also beschlossen wir daher, ab sofort Fläschchen zu geben. Und ab diesem Zeitpunkt war alles perfekt. Ich fühlte mich wohler und unser ganzer Rhythmus war besser. Ich hatte meine innere Ruhe gefunden.

Mutter glücklich, Papa zufrieden, weil Mama glücklich und Baby glücklich.

Ich bewundere wirklich Mütter, die stillen können und das auch gerne und aus Überzeugung tun. Aber es gibt eben Frauen wie mich, zu denen passt das nicht. Ich kann da auch gar nicht näher erklären: Es passte einfach nicht. Ich habe mich damit nicht wohl gefühlt.

Deswegen rate ich allen werdenden Müttern, hört auf eure innere Stimme und nicht darauf, was andere sagen und für richtig halten. Jede Frau weiß, was für sie richtig ist und sollte das auch unbedingt äußern und umsetzen. Das fängt bei der Geburt an und zieht sich durch die ganze Erziehung des Kindes. Das Bauchgefühl hilft einem in so vielen Situationen.

Wie ist euere Meinung dazu? Sagt mir gern eure Gedanken dazu.

Liebe Grüße
Anke

 

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2 Kommentare

  • Antworten
    Oli
    18. November 2016 at 9:42

    Ich freue mich über deinen Blog.
    Mein Name ist übrigens Oli und ich bin Jungglöckner der Hansestadt Rostock .
    Dort läute ich die Glocken der St. Nikolaikirche.
    In der Woche bin ich in Chemnitz und beschäftige mich dort mit den schönen Chemnitzer Glocken,.

    Derzeit arbeite ich auch einem Blog. Ich finde es sehr schön
    Außerdem bin ich gespannt, wie es mit deiner Seite weitergeht.

  • Antworten
    Eure Herzensposts des Monats November (#Herzpost) - Verflixter Alltag - Kuriositätenkabinett einer Mama-Bloggerin
    6. Dezember 2016 at 22:01

    […] Mama geht online: Ich bin kein Held – Ich wollte einfach, dass das Baby kommt […]

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