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Unsere neuen Nachbarn, die Zeugen Jehovas

Seit Oktober wohnen wir – wie ihr ja schon wisst – in unserem neuen Heim und fühlen uns dort auch sehr, sehr wohl. Die neue Umgebung haben wir nach und nach erkundet und unseren neuen Stadtteil genauer unter die Lupe genommen. Wir wissen nun, wo man am besten einkauft (bei EDEKA gleich um die Ecke keinen Großeinkauf, denn dieser Laden ist ne gefühlte Apotheke), wann es am Spielplatz am schönsten ist und welcher Bäcker die leckersten Brötchen backt.

Womit ich auch schon beim eigentlichen Thema dieses Blogeintrages angekommen wäre. Ihr müsst nämlich wissen, wenn wir zu unserer Lieblingsbäckerei laufen, führt der Weg direkt am Gemeindehaus der Zeugen Jehovas vorbei. Ein wirklich schöner Bau aus Holz. Sehr schick und abends stilvoll beleuchtet. Je öfter ich an besagtem Bauwerk vorbeigefahren oder -gelaufen bin, desto faszinierender fand ich die Tatsache, dass eben dort – in unmittelbarer Nähe unseres Hauses – eine umstrittene Glaubensgemeinschaft ihr Domizil hat. Ich sah diese Leute, die Männer immer sehr adrett angezogen und die Frauen meist in langen Röcken, und hatte doch so gar keine Ahnung. Ich wusste nur, das sind diese Leute, die mit ihrem Wachtturm in der Fußgängerzone stehen oder früher auch schon mal vor meiner Haustür standen. Natürlich habe ich diesen Leuten immer die Tür vor der Nase zugeknallt und davor noch kurz gemurmelt „Danke, kein Interesse!“. Bloß nicht reinlassen!

Vor ungefähr drei Monaten bin ich dann eher zufällig über das Buch „Goodbye Jehova – Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ“ gestolpert. Das Cover in seiner quietschigen Farbe hat mich neugierig gemacht und ich habe das Buch kurzerhand gekauft. Geschrieben hat es ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas. Der muss es ja wissen, dachte ich mir.

Ich muss dazu noch gestehen, dass ich sehr wenige Bücher lese. Ich bin mehr so der Hörbuch-Typ. Und wenn ich lese, dann lese ich langsam. Schon immer. Es kann also dauern, bis ich ein Buch zu Ende gelesen habe. Als ich jedoch anfing, „Goodbye Jehova!“ zu lesen, war ich vom ersten Satz an begeistert. Dieses Buch liest sich so leicht und locker und ist dabei informativ und obendrein auch noch witzig. Da hat Misha Anouk bei mir voll ins Schwarze getroffen. Ich las und las und binnen dreier Wochen (rekordverdächtig!) war das Buch ausgelesen.

Und was soll ich sagen? Misha Anouk vermittelt einen tiefen Einblick in die Sekte und erzählt dabei seine eigene Geschichte. Als Kind in die Sekte hineingeboren hatte er keine Wahl. Er war seit frühester Jugend ein Teil dieser Glaubensgemeinschaft und es bedurfte viel Mut und einen langen Weg, bis er sich endlich entschied, seinem Glauben, seiner Gemeinschaft und seiner Familie den Rücken zu kehren. Neben Anouks Leben erfährt man als Leser viel über den Aufbau und die Strukturen der Organisation. Viele Bibelzitate und Originalschriften der Zeugen Jehovas runden das Buch ab. Wobei ich zugeben muss, dass manche Kapitel auch sehr langatmig sind. Ein Zitat jagt das Nächste. Doch um das gesamte System dieser Glaubensgemeinschaft zu begreifen, sind auch solche eher trockenen Textpassagen notwendig. Dennoch ist der Rest der Buches sehr sehr lustig mit viel Situationskomik. Ich hatte stellenweise echt Tränen in den Augen vor Lachen.

Ich sehe „unsere“ Zeugen Jehovas aus der Nachbarschaft jetzt jedenfalls mit anderen Augen. Ich kann nicht verstehen, wie man sich an solch eine Ideologie klammern kann, die nachweislich in sich selbst unschlüssig ist und mit dem nahenden Weltuntergang (übrigens schon x-mal verschoben) droht. Mir tun diese verirrten Seelen einfach nur leid. Aber wie heißt es doch so schön: Jedem das seine (und mir das meiste).

Wer selber lesen möchte:
Goodbye Jehova – Wie ich die bekannteste Sekte der Welt verließ
rororo Verlag, 544 Seiten, 9,99 Euro

Wer möchte, kann auch gern mein Exemplar haben. Steht jetzt eh nur im Schrank. Wäre doch sinniger, wenn es noch einen weiteren Leser finden würde. Bei Interesse könnt ihr euch gern bei mir melden.

Liebe Grüße
Anke

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1 Kommentar

  • Antworten
    Bammy
    16. Juni 2016 at 7:39

    o.o Das is ja interessant.
    Manchmal lese ich mich bei Religionen ein und eigentlich sind sie doch alle widersprüchlich.
    Meine „Schwägerin“ wird Pastorin, da hört man ja auch manchmal Dinge…^^…

    Und, ist das Buch weiter gewandert? 😀

    LG
    Bammy

    PS.: Ja, ich lese gerade dein Blog von hinten durch, also nicht wundern. Hihi

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